alzheimer

Ist Alzheimer eine Form von Diabetes (Typ 3 Diabetes)?

Ist Alzheimer eine Form von Diabetes (Typ 3 Diabetes)?

Während der Einfluss von Diabetes Typ 2 und Alzheimer weiter erforscht wird, gibt es bereits deutliche Hinweise auf den Einfluss von schlecht kontrolliertem Blutzucker und einem erhöhten Risiko für Alzheimer. Die Beziehung der beiden Variablen ist so stark, dass erste Forscher Alzheimer als „Diabetes des Gehirns“ oder „Typ 3 Diabetes“ bezeichnen. Im Folgenden untersuchen wir die Einflüsse von Blutzucker auf Alzheimer und gleichzeitig, welche Möglichkeiten sich daraus ergeben.

 

Diabetes Typ 3


Diabetes ist eine ernstzunehmende, chronische Erkrankung, die Personen weltweit betrifft. Im Jahr 2019 wurde die Anzahl an Diabetes Erkrankungen auf 463 mio. Menschen geschätzt. Damit sind 9,3% der Weltbevölkerung von der Krankheit betroffen. Schätzungen zufolge könnten bis zu 700 mio. Menschen im Jahr 2045 an Diabetes leiden [1]. Bisher wurde vor allem zwischen Diabetes Typ 1 und 2 unterschieden. Diabetes Typ 1 entsteht fast immer aufgrund einer Autoimmunreaktion. Das Immunsystem attackiert in diesem Fall die insulinbildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Dies führt zu einem absoluten Insulinmangel [2]. Im Vergleich zum Diabetes Typ 1, ist die Ursache für Diabetes Typ 2 eine Insulinresistenz [2]. So bildet die Bauchspeicheldrüse weiterhin Insulin, jedoch reduziert sich die Sensitivität der Muskel-, Leber-, und Fettzellen und lässt somit den Blutzucker steigen. Die Bauchspeicheldrüse reagiert auf den steigenden Blutzucker, indem sie mehr Insulin produziert, bis sie letztendlich erschöpft [3]. Seit einiger Zeit untersuchen Forscher die Möglichkeit, dass Alzheimer eine Form von Diabetes sein könnte (Diabetes Typ 3). Die Grundlage dieser Hypothese sind eine Reihe von gemeinsamen Wirkungsmechanismen beider Krankheiten. Als Beispiele können die folgenden Veränderungen genannt werden:

  • Beeinträchtigung von Insulin und Insulinähnlichen Wachstumsfaktoren im Gehirn.
  • Oxidativer Stress, mitochondriale Störung und fortgeschrittene Glykosylierung.
  • Zelluläre und molekulare Mechanismen von Insulin.
  • Entzündungsprozesse [4].

Darüber hinaus liegt wie beim Diabetes Typ 2 auch eine chronische Insulinresistenz für Diabetes Typ 3 vor. Der Diabetes Typ 3 unterscheidet sich allerdings durch einen Insulinmangel, der sich zum größten Teil auf das Gehirn beschränkt. Dabei entstehen umfangreiche Störungen im Gehirn, Insulin und insulinähnliche Wachstumsfaktoren, die anschließend zu weitreichenden Abnormalitäten führen können. So argumentieren de la Monte, et al. (2008), dass Diabetes Typ 3 ein wichtiger krankheitsverursachender Mechanismus für die Nervendegeneration von Alzheimer sei [5]. Die Forscher sind darüber hinaus der Meinung, dass Diabetes Typ 2 Insulinresistenz im Gehirn, oxidativen Stress und eine Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten verursachen kann. Der Gesamteffekt von Diabetes Typ 2 auf das Gehirn ist jedoch zu gering, um ähnliche Einschränkungen wie Alzheimer hervorzurufen [5]. Daher schlussfolgern die Forscher, dass Alzheimer eine Form von Diabetes (Diabetes Typ 3) darstellt, die molekulare und biochemische Eigenschaften hat, die mit Diabetes Typ 1 und 2 überlappen.


Diabetes Typ 3 Behandlungsmöglichkeiten


Auf Grundlage der These, dass Alzheimer eine Form von Diabetes ist, könnten sich eine Reihe von zusätzlichen Behandlungs- und Einflussmöglichkeiten gegen Alzheimer ergeben. Ein Ansatz könnte die Behandlung der Insulinresistenz sein, die ein essenzielles Merkmal von Diabetes Typ 3 ist. Mehrere Studien haben über die Möglichkeit der Verlangsamung von Alzheimer mit Hilfe von Sport und Ernährung berichtet [4]. So haben Studien gezeigt, dass körperliche Aktivität einen sofortigen Einfluss auf Insulinsensitivität hat, der bis zu 72 Stunden lang anhalten kann. In regelmäßigen Abständen wiederholte körperliche Aktivität produziert darüber hinaus eine langfristige Verbesserung der Insulinsensitivität (mindestens 8 Wochen lang). Des Weiteren könnte regelmäßiges Training den positiven Effekt der einzelnen Trainingseinheiten auf die Insulinsensitivität verstärken [6].
Auf Grundlage dieser Erkenntnisse stellt sich nun die Frage, welche Art von Training und unter welchen Bedingungen körperliche Aktivitäten am meisten Einfluss auf die Insulinsensitivität haben?
Eine Reihe von verschiedenen Einflussfaktoren für ein optimales Training wurden dabei untersucht:

  • Die Art des Trainings (z.B. Fahrrad fahren, Joggen, Krafttraining).
  • Die Intensität und Länge des Trainings (Hochintensives Intervalltraining, Ausdauertraining).
  • Training im fastenden, gegenüber im nicht fastenden Zustand [7].
  • Der Einfluss der oben genannten Variationen auf verschiedene Altersgruppen und Stadien der Insulinsensitivität.

So zeigte sich, dass Training in einem gefasteten Zustand einen größeren, positiven Einfluss auf die Insulinsensitivität haben kann, verglichen mit einer Aufnahme von Kohlenhydraten vor und während des Trainings [7].
Der positive Effekt auf die Insulinsensitivität scheint außerdem größer zu sein, wenn man Training und eine Diät miteinander verbindet [8].
Des Weiteren scheint es, dass eine Kombination aus Kraft- und Ausdauertraining die Insulinsensitivität effektiver beeinflussen kann [6].
Abschließend ist zu sagen, dass jeder Körper individuell auf Trainingseinflüsse reagiert und nicht jede Person die gleichen Ergebnisse wie der Durchschnitt erhält. Es ist daher wichtig, einen individuellen Trainings- und Ernährungsplan, auf Grundlage von Messungen und weiteren Daten, zu erstellen. So kann man sicher gehen, dass die Maßnahmen wirken.
Die in diesem Artikel aufgelisteten Erkenntnisse können als Startpunkt verstanden werden, um eigenverantwortlich Kontrolle über seine Gesundheit zu nehmen und möglicherweise die Entwicklung von Alzheimer zu verlangsamen oder zu verhindern.


Quellen:


[1] Saeedi, P., Petersohn, I., Salpea, P., Malanda, B., Karuranga, S., Unwin, N., Colagiuri, S., Guariguata, L., Motala, A. A., Ogurtsova, K., Shaw, J. E., Bright, D., Williams, R., & IDF Diabetes Atlas Committee (2019). Global and regional diabetes prevalence estimates for 2019 and projections for 2030 and 2045: Results from the International Diabetes Federation Diabetes Atlas, 9th edition. Diabetes research and clinical practice, 157, 107843. https://doi.org/10.1016/j.diabres.2019.107843

[2] Duarte J. M. (2015). Metabolic Alterations Associated to Brain Dysfunction in Diabetes. Aging and disease, 6(5), 304–321.
https://doi.org/10.14336/AD.2014.1104

[3] Pflege.de (30.07.2019)
https://www.pflege.de/krankheiten/diabetes-mellitus/typen/

[4] Kandimalla, R., Thirumala, V., & Reddy, P. H. (2017). Is alzheimer’s disease a type 3 diabetes? A critical appraisal. Biochimica et Biophysica Acta (BBA) - Molecular Basis of Disease, 1863(5), 1078–1089.
https://doi.org/10.1016/j.bbadis.2016.08.018

[5] de la Monte, S. M., & Wands, J. R. (2008). Alzheimer's disease is type 3 diabetes-evidence reviewed. Journal of diabetes science and technology, 2(6), 1101–1113. https://doi.org/10.1177/193229680800200619

[6] Bird, S. R., & Hawley, J. A. (2017). Update on the effects of physical activity on insulin sensitivity in humans. BMJ open sport & exercise medicine, 2(1), e000143. https://doi.org/10.1136/bmjsem-2016-000143

[7] Van Proeyen, K., Szlufcik, K., Nielens, H., Pelgrim, K., Deldicque, L., Hesselink, M., Van Veldhoven, P. P., & Hespel, P. (2010). Training in the fasted state improves glucose tolerance during fat-rich diet. The Journal of physiology, 588(Pt 21), 4289–4302. https://doi.org/10.1113/jphysiol.2010.196493

[8] Ryan, A. S., Ge, S., Blumenthal, J. B., Serra, M. C., Prior, S. J., & Goldberg, A. P. (2014). Aerobic exercise and weight loss reduce vascular markers of inflammation and improve insulin sensitivity in obese women. Journal of the American Geriatrics Society, 62(4), 607–614. https://doi.org/10.1111/jgs.12749