“Demenz” steht als Oberbegriff für über 50 Erkrankungen des Gehirns, die mit dem Verlust der geistigen und körperlichen Fähigkeiten einhergehen. Doch welche verschiedenen Demenzerkrankungen gibt es? Sind alle von ihnen unheilbar und wie werden sie verursacht? Mit diesen Fragen wollen wir uns in diesem Beitrag beschäftigen.
Primäre und sekundäre Demenzerkrankungen
Grundsätzlich lässt sich Demenz hinsichtlich ihrer Ursache in zwei Gruppen aufteilen. Die meisten Demenzerkrankungen folgen aus Schädigungen des Gehirns und werden als primäre Demenz bezeichnet. Dahingegen wird eine sekundäre Demenz durch verschiedene Organerkrankungen oder durch einen exogenen Faktor ausgelöst, z.B. durch Depressionen, Alkoholsucht (Korsakow Syndrom), Medikamentenvergiftungen, Vitaminmangel, Erkrankung innerer Organe wie der Schilddrüse oder infolge anderer Krankheiten wie Multipler Sklerose. Im Gegensatz zu einer primären Demenz sind sekundäre Demenzerkrankungen häufig reversibel, also können sie nachhaltig behandelt werden, wenn die Ursache frühzeitig erkannt wird [1]. Primäre Demenzformen sind nach aktuellem Forschungsstand nicht heilbar. Der Krankheitsverlauf kann durch geeignete Medikation verlangsamt werden. Allerdings schreitet die Erkrankung irreversibel voran und die Lebenserwartung ist durch die Krankheit in der Regel verkürzt. So ist die häufigste Todesursache bei einer Demenzerkrankung eine Lungenentzündung, denn die Erkrankung schwächt das Immunsystem und die erkrankte Person bekommt im Spätstadium Probleme mit dem Kauen und Schlucken [6]. Dadurch gelangen oft Teile der Nahrung in die Luftröhre und verursachen dort die Entzündung.
Degenerative Demenzerkrankungen und ihre Ursachen
80-90% der Demenz-Erkrankungen sind primär, das heißt, sie haben ihre Ursache in einer Schädigung des Gehirns. Die üblichen Symptome sind bei den meisten Demenzformen die Schwächung bis zum Verlust des Gedächtnisses und Probleme bei der Orientierung im Alltag. Oft werden Demenz und Alzheimer gleichgesetzt. Dabei ist Demenz aber ein Oberbegriff für viele Krankheiten, wozu unter anderen auch Alzheimer zählt. Die primären Demenzerkrankungen sind aktuell nicht heilbar, obwohl der Verlauf durch Medikamente und andere Therapieformen gemildert werden kann. Die folgenden Erkrankungen sind die häufigsten Formen der primären Demenz:
- Alzheimer: Die Alzheimer-Demenz ist mit 65% aller Fälle die häufigste und bekannteste Form [2]. Bis heute ist die Entstehung von Alzheimer noch nicht eindeutig geklärt, ist aber auf die Ablagerung von 2 Proteinarten (Tau-Protein und Beta-Amyloid) im Gehirn zurückzuführen, die die Funktion der Nervenzellen einschränken [4]. Es treten die typischen Demenz-Symptome auf. Erkrankte Personen werden vergesslich, haben Schwierigkeiten, neue Informationen zu behalten und haben Probleme mit Orientierung, Sprache und Wahrnehmung. Zudem kann sich die Persönlichkeit verändern. Patienten werden oft ängstlich, depressiv oder aggressiv.
- Vaskuläre Demenz: Bei der vaskulären Demenz steht “vaskulär” für “gefäßbedingt”. Sie entsteht durch eine Schädigung der Nervenzellen im Gehirn aufgrund von Durchblutungsstörungen und Gefäßverstopfungen, die oft kleine Infarkte auslösen. Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Übergewicht, Diabetes, hohe Cholesterinwerte, Rauchen oder auch Begleiterscheinungen wie Sauerstoffmangel durch Schnarchen und nächtliche Atemaussetzer. 15% aller Fälle in Europa sind vaskuläre Demenzen und weitere 15% sind eine Mischform aus vaskulär und Alzheimer. Bei der vaskulären Demenz treten anders als bei Alzheimer statt Gedächtnisverlust eher Stimmungsschwankungen und Denkschwierigkeiten sowie allgemeine Verlangsamung auf [3].
- Frontotemporale Demenz: Bei der seltenen Form der Frontotemporalen Demenz (auch Morbus Pick genannt) finden sich Proteineinschlüsse (Pick’sche Körper) in den Nervenzellen der Hirnarealen des Frontallappens und Temporallappens. Diese Areale sind für Emotionen und Sozialverhalten verantwortlich, weshalb bei dieser Erkrankung eine Veränderung der Persönlichkeit und Sprachprobleme als Symptome im Vordergrund stehen. Erkrankte Personen werden oft apathisch, manisch, zeigen zwanghaftes Verhalten bei Tätigkeiten und Gewohnheiten und können deshalb ihren Alltag nur noch schwer selbst organisieren [7].
- Lewy-Körper Demenz: Auch bei dieser Form bilden sich Proteinablagerungen (Lewy-Körper) im Hirn, genauer in der Schwarzen Substanz des Großhirns, und lassen Nervenzellen absterben. Die Erkrankung lässt sich bei lebenden Patienten nicht eindeutig nachweisen, sondern erst nach dem Tod. Die kennzeichnenden Symptome sind neben Schwankungen der Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit auch Probleme bei der Wahrnehmung sowie Halluzinationen oder motorische Schwierigkeiten, die Parkinson ähneln (Zittern oder Steifheit der Gliedmaßen).
- Parkinson-Demenz: Bei der Parkinson-Erkrankung, bekannt für das unkontrollierte Zittern (Tremor) von Gliedmaßen, sterben Hirnzellen ab, die Dopamin produzieren. Durch das fehlende Dopamin verliert die erkrankte Person die Kontrolle über ihre Bewegungen. In etwa 30%-40% der Parkinson-Fälle bildet sich eine Parkinson-Demenz, die mit Aufmerksamkeitsstörungen und Verlangsamung des Denkens einhergeht.
- Chronische Traumatische Enzephalopathie: Diese wird häufig bei Sportlern einer Kontaktsportart beobachtet. Bei dieser Krankheit wird die Demenz durch Hirnschädigungen verursacht, die weniger gravierend sind als eine Gehirnerschütterung. Diese werden durch Zusammenstöße (z.B. während des Sports) erzeugt.
Demenz tritt in vielen Formen auf, meistens als Ursache einer Schädigung des Gehirns. Die oben aufgezählten Krankheiten sind die häufigsten Formen. In der Realität sind Ursachen und Diagnosen oft schwierig und nicht eindeutig. Oft treten Mischformen der Erkrankungen auf. Wichtig ist, die Symptome einer möglichen Demenz frühzeitig zu erkennen, um eine Behandlung rechtzeitig einzuleiten. Nur so kann der Krankheitsverlauf für die Demenzerkrankten gemildert werden.
Quellen:
[1] - https://www.ppm-online.org/krankheitsbilder-senioren/demenz/primaere-und-sekundaere-demenz/
[2] - https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/wasistalzheimer/alzheimer-demenz/
[3] - https://www.deutsche-alzheimer.de/demenz-wissen/andere-demenzformen