Der Tagesrhythmus spielt eine zentrale Rolle für das menschliche Wohlbefinden. Eine Störung dieses Rhythmus kann erhebliche Auswirkungen auf Körper und Geist haben, besonders bei Menschen mit Demenz.
In diesem Blogbeitrag beleuchten wir, was eine Tagesrhythmusstörung ist, wie sie sich bei Demenzerkrankten zeigt und welche Maßnahmen helfen können, die Situation zu verbessern.
Was ist eine Tagesrhythmusstörung?
Unser Körper folgt einer inneren Uhr, dem sogenannten zirkadianen Rhythmus, der maßgeblich vom Licht beeinflusst wird. Dieser Rhythmus steuert Schlaf- und Wachzeiten, Hormonfreisetzung, Körpertemperatur und andere physiologische Prozesse.
Eine Tagesrhythmusstörung entsteht, wenn dieser natürliche Rhythmus aus dem Gleichgewicht gerät. Dies kann durch äußere Faktoren wie unregelmäßige Schlafzeiten, Schichtarbeit oder mangelnde Lichtzufuhr ausgelöst werden. Bei älteren Menschen und insbesondere bei Demenzerkrankten spielen aber auch biologische Veränderungen eine Rolle. Eine gestörte innere Uhr kann zu Schlaflosigkeit in der Nacht, erhöhter Müdigkeit am Tag, Verwirrtheit und einer Vielzahl weiterer Probleme führen.
Wie zeigt sich eine Tagesrhythmusstörung bei Menschen mit Demenz?
Demenzerkrankte sind besonders anfällig für Störungen des Tagesrhythmus, da die Krankheit Gehirnregionen wie den Hypothalamus und die Zirbeldrüse beeinträchtigt, die für die Steuerung des zirkadianen Rhythmus verantwortlich sind.
Häufige Anzeichen einer Tagesrhythmusstörung bei Demenz sind:
- Schlafprobleme in der Nacht: Viele Betroffene schlafen spät ein, wachen häufig auf oder verbringen die Nacht komplett wach.
- Vermehrte Schläfrigkeit tagsüber: Durch den gestörten Nachtschlaf sind die Betroffenen oft tagsüber müde und schlafen ein.
- Sundowning-Syndrom: Gegen Abend treten häufig Unruhe, Verwirrtheit und Aggressivität auf. Dieses Phänomen wird „Sundowning“ genannt.
- Verlust des Zeitgefühls: Demenzerkrankte können den Unterschied zwischen Tag und Nacht nicht mehr wahrnehmen, was dazu führt, dass sie mitten in der Nacht aufstehen oder Mahlzeiten einfordern.
Diese Symptome belasten nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen oder Pflegekräfte, die oft keine ausreichenden Pausen bekommen.
Welche Lösungsansätze gibt es für Menschen mit Demenz?
Die Behandlung von Tagesrhythmusstörungen bei Demenz erfordert ein ganzheitliches Konzept, das auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt ist. Hier sind einige Ansätze, die sich bewährt haben:
- Gezielte Lichttherapie
Licht spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des zirkadianen Rhythmus. Eine Lichttherapie mit hellem, natürlichem oder speziell abgestimmtem, künstlichem Licht kann dazu beitragen, den Tag-Nacht-Rhythmus zu stabilisieren. Morgens helles Licht und abends gedämpftes Licht helfen, die innere Uhr zu synchronisieren.
- Strukturierter Tagesablauf
Ein fester Rhythmus im Alltag gibt Sicherheit und Orientierung. Regelmäßige Schlaf- und Essenszeiten sowie geplante Aktivitäten fördern das Zeitgefühl und helfen, den natürlichen Tagesrhythmus zu unterstützen.
- Förderung körperlicher Aktivität
Körperliche Bewegung am Tag hilft, überschüssige Energie abzubauen und den Schlafdruck für die Nacht zu erhöhen. Auch Spaziergänge an der frischen Luft sind wertvoll, da sie zusätzlich die Lichtzufuhr steigern.
- Beruhigende Abendrituale
Eine ruhige Atmosphäre am Abend kann dazu beitragen, den Übergang in die Nacht zu erleichtern. Entspannungsmusik, das Vorlesen von Geschichten oder das gemeinsame Anschauen von Fotos können beruhigend wirken.
- Medikamentöse Unterstützung
In schweren Fällen können Medikamente wie Melatonin oder beruhigende Präparate verschrieben werden. Diese sollten jedoch stets in Absprache mit einem Arzt eingesetzt werden, da sie Nebenwirkungen haben und Abhängigkeiten fördern können.
- Anpassung der Umgebung
Eine angenehme und sichere Umgebung ist essenziell. Gedämpftes Licht in der Nacht, um Verwirrung zu vermeiden, und klare Hinweise wie Uhren oder Kalender können helfen, das Zeitgefühl zu verbessern.
- Professionelle Unterstützung
Pflegedienste und Betreuungseinrichtungen können eine wichtige Unterstützung bieten, insbesondere wenn die Belastung für Angehörige zu groß wird. Hier gibt es oft spezielle Programme, die auf die Bedürfnisse von Demenzkranken zugeschnitten sind.
Fazit
Tagesrhythmusstörungen sind eine häufige Herausforderung bei Menschen mit Demenz und haben weitreichende Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Mit einer Kombination aus Lichttherapie, einem geregelten Tagesablauf, körperlicher Aktivität und professioneller Unterstützung lässt sich der Rhythmus oft verbessern.
Die wichtigste Botschaft ist, geduldig zu sein und individuell auf die Bedürfnisse des Betroffenen einzugehen. Jede kleine Verbesserung kann einen großen Unterschied machen – für den Erkrankten und für alle, die ihn begleiten.
Quellen:
- https://www.alzheimer-schweiz.ch/fileadmin/dam/Sektionen/Basel/Dokumente/Publikationen/Infoblaetter/Infoblatt-024-Demenz-Wenn-der-Schlaf-gestoert-ist.pdf
- https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/ratgeber-archiv/artikel/demenz-kann-auch-schlaf-wach-rhythmus-veraendern/
- Frohnhofen, H. (2023). Ich kann nachts nicht mehr schlafen und schlafe am Tag – Demenz und Schlaf. In: Fallbeispiele Schlafstörungen im Alter. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60290-4_15